Rede beim Libertären CSD

Am 28. Juni waren wir beim Libertarian CSD in Berlin. Hier unser Redebeitrag:

Die Unterstützerinnen des feministischen Hausprojekts Liebig34 grüßen den Libertären CSD.

Ihr seid großartig!

Vor 50 Jahren wehrten sich beim Stonewall-Riot Homos, Transen und Queers gegen Polizeigewalt und gesellschaftliche Stigmatisierung. Das ganze ist lange her und dennoch ist noch viel zu tun.

Queere Räume waren und sind nicht nur in NewYorck durch die homophobe Mehrheitsgesellschaft bedroht. Das Leben von FLTI* auf der ganzen Welt ist immer noch geprägt von Erfahrungen der Unterdrückung und Erniedrigung durch eine patriarchale Ordnung. Es ist zum Kotzen!

Der Riot vor 50 Jahren in der NewYorcker Christopher-Street erinnert uns daran, dass wir alle auch gleichzeitig Erfahrungen der Behauptung, der Solidarität und der Aneignung machen. Manchmal vereinzelt, isoliert – aber oft auch zusammen, als Gang und als Community. Die Demo heute ist ein Beispiel für solche wichtigen Events im kämpferischen Alltag aller FLTI*.. Danke an die Organisatorinnen und danke dass wir hier reden dürfen.

Wo wir auch schon beim Thema dieses Beitrags wären.

Es war ein mal ein besetztes Haus in Friedrichshain. Ein Altbau. Nicht besonders groß. Vielleicht 25 Menschen darin. Anfang der 90iger Jahre haben die Bewohnerinnen Verträge mit der Stadt gemacht. Ende der 90iger schmissen sie alle Cis-Männer raus, um ein feministisches Hausprojekt zu sein. Das lief ganz gut, bis 2008 der selbsternannte Immobilienkönig von Friedrichshain – ein gewisser Padovicz, das Haus kaufte und an die Hausgemeinschaft verpachtete.

Jetzt 10 Jahre später will er das Haus leer machen, sanieren und den maximalen Profit rausholen.

Er weiß genau, dass damit ein wichtiger Anker queer-feministischer Bewegung wegfällt. Er weiß dass unsere Projekte wie die L34-Bar, der Infoladen Daneben, unsere Werkstatt, unsere Solizimmer, aber vor allem unsere Bastion gegen die Mehrheitsgesellschaft unter den Trümmern begraben werden. Er weiß genau, dass wir so ein Projekt nicht an einem anderen Ort in der Form wieder aufbauen können. Und auch die Berliner Politik, die bisher untätig geblieben ist, weiß genau was da passieren wird. Dem Innensenat geht es auch darum die antisexistischen, anarchistischen, pro-feministischen, antifaschistischen und antikapitalistischen Aktionen, die von unserem Haus ausgehen, zu unterbinden. Die Räumung der Liebig34 wäre ein Schlag gegen den rebellischen Kiez Rigaer Straße. Es wäre der Hinweis an Investor*innen, dass in Berlin doch nicht alles verloren ist fürs Kapital. Die Gentrifizierungswalze macht auch vor gut organisierten Hausprojekten nicht halt.

Seit 1. Januar 2019 dürfen wir nicht mehr in dem Haus sein – und sind es trotzdem. Am 20. September ist ein erster Termin vor dem Amtsgericht Mitte. Dort wird eine Räumungsklage gegen uns verhandelt. Alle sagen uns, dass es schlecht für uns aussieht. Viele haben mehr oder weniger gute Tipps zur Verteidigung und juristische Winkelzügen parat. Manche präferieren den Aufstand und andere raten uns zum Füße-Stillhalten. Was uns aber vor allem fehlt ist die ernstgemeinte Solidarität unserer Bewegung. Die Liebig34 sind nicht nur die Bewohner*innen. Hier geht es um eine Idee, die wir verteidigen wollen.

Und dazu laden wir euch nachdrücklich und in aller verzweifelten Wut ein.

„the future is queer-feminist!“ Lasst diesen Worten Taten folgen. Verteidigt die Liebig34!

Schaut auf den Blog liebig34.blogsport.de und auf den Blog der Support-Gruppe liebig34verteidigen.noblogs.org

Kommt vorbei, macht eigene Aktionen.

Der Kampf um die Liebig34 hat gerade erst begonnen. Er ist möglich ihn zu gewinnen.